5 Jahre DADA-Aufbruch!

Mit Beginn des Jahres 2017 startete das Modellprojekt „DADA-Aufbruch! – Afghanische Frauen mit Fluchtgeschichte orientieren sich in der neuen Welt“. Dies bedeutete ein Meilenstein für unseren Verein, der ausgelöst durch dieses Projekt den Schritt in die Professionalisierung startete. So wie sich der Verein in den letzten fünf Jahren stark verändert hat, hat sich auch das Projekt DADA-Aufbruch verändert, das von Beginn an immer dann nachjustiert wurde, wenn neue Erkenntnisse und Erfahrungen eine Anpassungen erforderte.

Als afghanischer Frauenverein boten wir uns als idealer Träger für dieses Modellprojekt an.

ZAN e.V. entwickelte sich in den Jahren 2015/2016 rasch zu einem festen Anlaufpunkt für in Frankfurt neu angekommene afghanische Frauen.

Wir waren bereits ein fester Treffpunkt für afghanische Frauen und verfügten darüber hinaus über ein seit 1996 in Frankfurt gewachsenes, tragfähiges Netzwerk an Partnerorganisationen, hier sind besonders berami und jumpp hervorzuheben, das uns den Schritt in die Professionalisierung mit einem Bildungsprogramm erst ermöglichte sowie das Vertrauen der FRAP Agentur gGmbH, die das Programm bis zum heutigen Tag fast vollständig finanziert. Seit 2019 ist die Postcode Lotterie ein weiterer wichtiger Partner.

Konzeption des Programms

Die Prämisse für das Konzept des Programms war, dass alle afghanischen Frauen, die neu angekommen sind, in ihrer Heimat Schulbildung erhalten hatten. Mit dem Programm DADA-Aufbruch! sollten neben der deutschen Sprache wesentliche Fähigkeiten vermittelt werden, die einerseits die Orientierung in Frankfurt ermöglichten, andererseits für eine künftige Berufstätigkeit unabdingbar sind.

Der Sprachkurs wurde auf das Niveau A1/A2 ausgerichtet. Daneben sollten grundlegende EDV-Kenntnisse, handwerkliche Fähigkeiten im Textilen Gestalten und umfangreiche Kenntnisse zu Gesundheitswesen, Kinderbetreuung, aber auch zum kulturellen Umfeld vermittelt werden. Gerade das kulturelle Umfeld wird bis heute durch ein umfangreiches Exkursionsprogramm erkundet.

Teil des Kulturprogramms ist unter anderem der Besuch der Frankfurter Buchmesse.

Anpassung nach den ersten Durchläufen

Bereits im ersten Durchlauf des Programms wurde klar, dass der Sprachkurs auf dem Niveau A1/A2 deutlich zu hoch gegriffen war. Aus diesem Grund wurde im Herbst 2017 das Programm um einen Alphabetisierungskurs ergänzt.

Zu diesem Zeitpunkt gingen wir noch davon aus, dass Teilnehmerinnen, die in Afghanistan nicht zur Schule gegangen sind, die Ausnahme seien. Erst die eingehende Analyse der Daten aus den ersten Durchläufen des DADA-Programms sowie der Abgleich mit den Länderstatistiken für Afghanistan verdeutlichte, dass unsere Teilnehmerinnen den Durchschnitt abbilden. So lag in 2017 lag die weibliche Analphabetenrate in Afghanistan bei rund 80%. Das bedeutete für uns ein konsequentes Umdenken.

Gerade bei den Teilnehmerinnen, die über keine Lernerfahrung aus dem Heimatland verfügten, hat sich die Teilnahme an den vom Bundesamt für Migrations und Flüchtlinge koordinierten I-Kursen als wenig zielführend erwiesen, da diese Kurse nicht individuell auf die zumeist nicht vorhandene schulische Bildung der Frauen eingehen können.

In unserem Programm konzentrieren wir uns heute auf die grundlegende Vermittlung der Sprache und gehen nicht mehr davon aus, dass eine Alphabetisierung in der Muttersprache stattgefunden hat und damit einhergehend eine grundlegende Lernfähigkeit bereits vorhanden ist.

Unsere Teilnehmerinnen werden heute umfassend betreut und beraten, so dass Lernhemmnisse möglichst gut bearbeitet werden können. So unterstützen wir z. B. im Vorfeld, Kinderbetreuung zu organisieren. Wir setzen dabei auf das staatliche Angebot.

Zudem untergliedern wir unsere Teilnehmerinnen in drei Leistungsstufen. In der ersten Stufe werden Teilnehmerinnen ohne Schulerfahrung ausschließlich von herkunftssprachlichen Lehrkräften unterrichtet. Dies gewährleistet, dass der Stoff verstanden wird. Die Teilnehmerinnen erhalten derzeit pro Woche 16 Stunden Deutschunterricht sowie 4 Stunden Textiles Gestalten.

In der zweiten Stufe werden Teilnehmerinnen eingruppiert, die entweder Stufe 1 absolviert haben oder über Schulerfahrung verfügen. Die Lehrkräfte sind hier teils herkunftssprachlich, teils deutschmuttersprachlich. Die Teilnehmerinnen erhalten 12 Wochenstunden Deutschunterricht und 4 Stunden Exkursionen oder Workshops. Hier arbeiten wir mit Partnerorganisationen wie profamilia zusammen oder nutzen das Angebot des Programms Places to see der Stadt Frankfurt am Main.

In der dritten Stufe werden Frauen unterrichtet, die Stufe 2 durchlaufen haben oder über solide, grundlegende Deutschkenntnisse verfügen. Hier kommen dann nur noch deutschmuttersprachliche Lehrkräfte zum Einsatz. Es werden 12 Wochenstunden Deutsch unterrichtet und 4 Stunden EDV. Hier werden die grundlegenden Kenntnisse in der Bedienung und Nutzung von Computern vermittelt. Dazu gehört auch die Nutzung der Internetrecherche.

Dank einer großzügigen Zuwendung von Microsoft sind wir in der glücklichen Lage, unseren Teilnehmerinnen Geräte auszuleihen, so dass im Unterricht Erlerntes Zuhause vertieft werden kann.

Die Verweildauer in unserem Programm war zu Beginn auf sechs Monate in einer Leistungsstufe ausgerichtet. Aktuell besuchen die Teilnehmerinnen in unserem Programm überwiegend zwei Leistungsstufen, also zwei Mal sechs Monate.

Dies gewährleistet, dass unsere Teilnehmerinnen im Anschluss erfolgreich die nächsten Schritte auf dem Weg zur Arbeitsmarktintegration gehen können. Diese werden in Zusammenarbeit mit dem Verein zur beruflichen Förderung von Frauen e.V. ermittelt.

Fazit

1. Neben der Einstufung ist es im Kontext der Aufnahme wichtig, sehr genau auf die schulische Vorbildung sowie das persönliche Umfeld zu schauen.

2. Die Kinderbetreuung muss extern gewährleistet werden. Dies fördert die Integration sowohl der Mütter als auch der Kinder.

3. Eine positive Lernerfahrung kann nur dann entstehen, wenn man die Kursinhalte sehr individuell an die jeweilige Gruppe anpasst. Das gilt auch für die Auswahl der Lehrwerke.

4. Neben Lehrkräften mit großer Erfahrung in DAZ/DAF benötigt es Lehrkräfte, die gerade in der Alphabetisierung die Herkunftssprache beherrschen.

5. Eine umfassende Betreuung der Teilnehmerinnen hilft Lernhemmnisse zu beseitigen.